Sonntag, 24. Mai 2015

BlogBattle #17 - Sucht

Bei dem Thema denken die meisten wahrscheinlich in erster Linie an die Abhängigkeit von Drogen oder Alkohol, doch das ist meiner Meinung nach eher die Spitze des Eisbergs. Zugegeben, eine ziemlich extreme und nicht ungefährliche Spitze, wie ich selber schon erfahren musste.


Mit Drogen habe ich nur als Außenstehende Erfahrungen gesammelt und zwar in der Form dass sie einen Menschen auf Dauer in ein echtes A....loch verwandeln..., sofern man das nicht schon vorher war. Meine erste echte Beziehung ging an eben diesem negativen Verhalten zu Grunde und ich habe auch dann erst erfahren dass er Drogen nahm. Er hielt sie mir unter die Nase und drohte mir eine Überdosis zu nehmen wenn ich meine Meinung nicht ändere. Tja, Pech gehabt, ich lasse mich nicht erpressen und so war meine einzige Antwort: "Wenn du meinst, Bitteschön. Aber erwarte nicht dass ich bei der Beerdigung erscheine!" Ein paar Jahre später sind wir uns mal wieder kurz über den Weg gelaufen...

Meine Erfahrungen mit den negativen Auswirkungen von Alkohol waren da schon wesentlich umfangreicher und persönlicher, denn mein Vater ist daran kaputt gegangen. Bedingt durch diverse Vereine gehörte das regelmäßige Trinken bei Veranstaltungen quasi schon zum Alltag. Spätestens nach dem Tod seines Vaters wurde es zur Abhängigkeit und schon morgens im Büro gab es das erste Bier damit der Tag überhaupt durchzustehen war. Als kleiner Zwerg hab ich mir damals nichts dabei gedacht. Es war irgendwie normal und mein Vater ist dadurch auch nicht negativ aufgefallen in dem er laut oder aggressiv wurde. Er hat sich eher immer weiter zurück gezogen und wollte zu Hause einfach seine Ruhe haben. Anfang der 90er ging daran die Ehe meiner Eltern zugrunde und meine heile Familienwelt zerbrach. Für meinen Vater war das ein Weckruf und er hat erfolgreich einen Entzug gemacht bei dem meine Mutter ihm auch beigestanden hat.

Dann kamen seine alten "Freunde" mit Sprüchen wie "Ach komm, einen kannst du doch!" und um weiter dazu zu gehören ist mein Vater wohl darauf eingegangen. Der Verstand sagt "EIN Bier ist doch nicht schlimm", doch der Körper eines ehemals Abhängigen sieht das leider anders und es blieb natürlich nicht bei dem EINEN Bier. Er war ganz schnell wieder voll dabei. Innerhalb kürzester Zeit hatte er zwei Schlaganfälle, konnte weder laufen noch sprechen. Als Gefangener in seinem eigenen Körper verbrachte er noch einige Monate in einem Pflegeheim bevor der dritte Schlaganfall ihn endgültig von uns nahm. Der 15. April 1995 war der bisher traurigste Tag in meinem Leben und mein Vater war grade mal 47 Jahre. Es war hart ihn all die Zeit so zu sehen und nachdem er nicht mehr mitfeiern konnte war er auch für viele der alten Freunde nicht mehr interessant. Kann man Freundschaft also auch als Sucht ansehen, zumindest in einigen Fällen? Warum sonst würde man sich kaputt machen nur um dazu zu gehören? Ich habe mir damals geschworen niemals den Alkohol mein Leben bestimmen zu lassen und bisher ist es mir auch gelungen. Ich kann auch ohne Spaß haben und wem es nicht passt der kann mich mal! Auch wenn ich heute einen ganz tollen Stiefvater habe vermisse ich meine Vater noch immer und ich wünschte er hätte seine Enkelkinder noch erleben können, doch es war ihm nicht vergönnt.

Tja, so schnell kann man einen halben und dazu noch sentimentalen Roman schrieben ohne auf die eigentlich gedachte Idee zu kommen. Eigentlich wollte ich ja in weniger sentimentaler Weise über meine ganz persönlichen Sucht-Probleme berichten.

Würde ich in den USA leben hätte ich vermutlich schon Firmen wie Ferrero und Kraft Food erfolgreich verklagt, denn mein größtes Sucht-Problem ist SCHOKOLADE, und-zwar bevorzugt die von besagten Firmen. Schoki geht eigentlich immer und grade in Stresssituationen leider auch fast immer in größeren Mengen. Mit etwas Glück hält die 300g Tafel Milka oder die 300g Packung Kinderschokolade zwei Tage bevor von ihr nur noch Verpackungsreste übrig sind. Wenigstens muss ich letztere nicht mehr illegal beschaffen und heimlich vernichten, denn dank einer neuen Studie ist sie nun auch offiziell für Erwachsene zugelassen. Welch ein Freudentag!
Bei der Gelegenheit auch eine kleine Anmerkung an Ferrro: Wenn ihr den Namen nicht ändert, sondern statt dessen den gleichen Inhalt in eine zweite Verpackung mit geänderter Aufschrift steckt, könnt ihr den Absatz sicher noch steigern. Bei Cremes/Kosmetika scheint das ja auch zu funktionieren :-)

Manchmal wünschte ich es gäbe etwas das einem den Appetit auf Schokolade so richtig verdirbt, denn dran überfressen scheint ja nicht nachhaltig zu wirken. Alternativ wäre ich auch mit einem Training für den inneren Schweinehund zufrieden, soll der doch darauf achten dass ich es mit den Mengen nicht übertreibe. Doch leider hat er anscheinend das gleiche Problem wie ich. Eine Zeit lang hat es mit den kleinen Mengen sogar mal recht gut funktioniert, doch dann kam das Frustfressen und damit auch die verlorenen Pfunde wieder.

Aktuell gibt es sogar etwas nach dem ich tatsächlich noch süchtiger bin als nach Schokolade, nämlich ERDBEEREN! Mindestens einmal die Woche kann man in den Obstabteilungen der umliegenden Supermärkte beobachten wie das Tanni versucht möglichst unauffällig an Nachschub zu kommen. Nicht mehr lange, dann haben auch die Dealer an diversen Straßenständen wieder neue Ware um das Tanni zu versorgen und so glücklich zu machen. Mein einziger Trost bei den bereits vernichteten und noch folgenden Mengen Erdbeeren: Es gibt durchaus ungesündere Formen der Schwangerschafts-bedingten Sucht. In diesem Sinne...

Auf zu den Erdbeer - Vorräten!


Ach ja,welche Süchte haben euch fest im Griff, meine lieben Mitstreiter???





6 Kommentare:

  1. Zwei "Wochen" für eine Packung Kinderschoki? "Tage" trifft es da wohl eher, oder? ;)
    2+

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    1. Ich hab auch Tage geschrieben, bin geständig was meine Schokosucht angeht :-)

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  2. Eine Tafel in mehreren Tagen? Die ist bei mir in Minuten weg ... 2 ;)

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