Freitag, 3. April 2015

Sterben und Tod - für viele noch immer ein Tabuthema

Ein passendes Thema zu Karfreitag und in unserem Umfeld leider auch aktuell, erst vor anderthalb Wochen haben wir einen geliebten Menschen zu Grabe tragen müssen. Gestern erzählte meine Schwiegermama mir dann dass ihre ehemalige Kollegin und (noch immer) Freundin dabei ist den Kampf gegen ihre langjährig bestehende Krankheit zu verlieren, sie ist bereits in ein Hospiz gezogen.


Während meiner langjährigen Tätigkeit in der Onkologie sind die Themen Sterben und Tod für mich eigentlich zu einem ständigen Begleiter geworden, denn immer gab es einige Patienten die wussten dass ihr Kampf aussichtslos und das unausweichliche Ende somit in greifbarer Nähe ist. Einige wollten gar nicht darüber reden, als wenn es nicht real wäre so lange sie sich nicht damit beschäftigen. Eine verständliche Abwehrhaltung.

Manch anderer hatte aber das Bedürfnis darüber zu sprechen, sich näher damit zu befassen und möglichst viel -wie z.B. die eigene Beerdigung- schon vorher zu planen, so dass sich die Hinterbliebenen nicht damit befassen müssen. Ich habe ihnen dann zugehört, hier und da auch mal die Hand gehalten oder sie in den Arm genommen, getröstet und sie in ihren Gedanken und Vorhaben bestärkt, ihnen gesagt dass es ok ist sich damit zu befassen.

Doch als ich gestern dann erfuhr dass meine Schwiegermama der Mitbewohnerin besagter Freundin beratend zu Seite stand - schließlich hatten wir das ja alles grade selber hinter uns- und darauf hin schon alles mit einem Bestattungsunternehmen besprochen und organisiert wurde, kam es mir irgendwie komisch, ja sogar fast falsch oder übereilt vor. Es hat plötzlich wieder so was endgültiges, die letzte Hoffnung ist dahin und man hat sich in sein Schicksal ergeben.

Ich bin durchaus der Meinung dass die Themen Sterben und Tod weiter aus der Tabu-Zone geholt werden sollten, was Hospiz-Dienste durch ihre Öffentlichkeitsarbeit auch versuchen, dennoch ist es irgendwie schwer sich damit zu befassen wenn es einen persönlich betrifft.

Dabei fand ich es immer schrecklich wie manche Angehörige oder Freunde sich plötzlich zurück gezogen haben weil sie nicht wussten wie sie mit der Erkrankung und/oder dem nahenden Ende eines geliebten Menschen umgehen sollen. Der Gedanke daran verunsichert, ängstigt und schmerzt. Doch leider leiden die Betroffenen nicht selten zusätzlich unter der plötzlichen Veränderung in ihrem Umfeld. Manche fühlen sich plötzlich einsam, wieder andere fühlen sich von zu viel Fürsorge förmlich erdrückt.

Ich habe mir schon zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn ein wenig Gedanken über das Thema gemacht. Es muss nicht immer eine heimtückische Krankheit oder das hohe Alter sein. Ein Unfall kann uns auch in jungen Jahren jederzeit treffen und unterschiedliche Folgen haben. Möchte ich in einem solchen Fall unter allen Umständen am Leben gehalten werden? Wo sind meine persönlichen Grenzen für ein würdevolles Leben und ab wann wird es einfach nur zu einer Belastung?

Die Medizin ist in vielen Fällen zu großen Taten fähig wenn es darum geht ein Leben zu verlängern, doch zu welchem Preis? Macht es Sinn sich zu quälen oder sogar fernab jeden Bewusstseins vor sich hin zu vegetieren nur um das unausweichliche noch ein Stück hinaus zu zögern?

Ach wenn es schwer fällt sollte sich jeder einmal Gedanken dazu machen und seine Wünsche seinem Partner oder nahe stehenden mitteilen, vielleicht sogar über eine Patientenverfügung schriftlich fixieren. Wenn ihr im persönlichen Umfeld jemanden habt der plötzlich gegen eine heimtückische Krankheit kämpft, zieht euch nicht einfach aus Unsicherheit zurück. Auch wenn es schwer fällt, versucht mit der Person über ihre Gefühle und ihre Wünsche -auch im Umgang mit ihr- zu sprechen. Oft steht einfach der Wunsch im Raum das Leben -so kurz der Rest plötzlich auch sein mag- so normal wie möglich weiter zu führen und nicht die Krankheit zum ständigen Thema zu machen. Zeigt/sagt ihnen einfach dass ihr für sie da seid und bietet Hilfe an, denn nichts ist schlimmer als dem betroffenen alle Entscheidungen abnehmen zu wollen um ihn zu schonen/schützen oder den Kontakt aus Unsicherheit abzubrechen. Noch mehr wünsche ich mir dass uns allen eine weitere persönliche Begegnung mit den Themen Sterben und Tod noch lange erspart bleibt.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein frohes und sonniges Osterfest!




1 Kommentar:

  1. Das zweite Bild erinnert an die weinenden Engel (aber das nur ganz nebenbei).
    Selten, dass jemand mit so viel Erfahrung so offen darüber redet. Finde ich gut.

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